Thema

Schmutziges Gold

Mit dem Programm „No Dirty Gold!“ setzt sich die GfbV weltweit gegen schmutzigen Goldabbau und für einen transparenten Schweizer Goldumschlagplatz ein.

Foto: Daniel Schweizer

Présence de l'armée à Yanacocha. Photo: Daniel Schweizer Présence de l'armée à Yanacocha. Photo: Daniel Schweizer

Zerstörerische Goldbranche

Gold ist seit Jahrtausenden eng mit der Menschheitsgeschichte verwoben. Der begehrte Rohstoff wird für Schmuck und dekorativen Prunk verwendet, sowie in jüngerer Zeit um Uhren und Elektronik herzustellen. Geblieben ist auch die mit dem Goldabbau untrennbar verbundene Zerstörung von Natur und Menschenleben.

Goldabbau verwüstet unsere wichtigsten Ökosysteme wie den Amazonas. Mit Quecksilber wird Gold aus dem Gestein gelöst, dabei vergiftet es Böden, Menschen und Tiere. Auch die sozialen Auswirkungen sind enorm: Rund um die Minen grassieren Menschenrechtsverletzungen, Gewalt Ausbeutung und Elend. Ganze Regionen werden in die wirtschaftliche Abhängigkeit von den Minen getrieben. Besonders schwer betroffen sind Indigene Gemeinschaften: Die Minen zerstören ihren Lebensraum und sie erleben massive Gewalt durch illegale Goldgräber.

Dieses Unrecht scheint weit weg, doch die Schweiz ist damit verflochten. Hier sind mit Banken und Uhrenindustrie wichtige Abnehmer ansässig. In der Schweiz werden 70 Prozent des weltweiten Goldes gehandelt oder in den vier der global grössten Raffinerien weiterverarbeitet. Das ist hierzulande wenig bekannt, was kaum überrascht angesichts der verschwiegenen und intransparenten Goldbranche. Diese verarbeitet oder handelt immer wieder risikobehaftetes Gold aus hochproblematischen Regionen. Das zeigen vergangene und aktuelle Beispiele: sei es sanktioniertes Gold aus dem kriegstreibenden Russland, den menschenverachtenden Minen in Peru oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo jährlich tonnenweise schmutziges Gold gewaschen wird. Immer wieder ist die Schweiz daran beteiligt, die Herkunft und katastrophalen Produktionsbedingungen von problematischem Gold zu verschleiern

Der Abbau von Gold hat tödliche Folgen, wie das Video zeigt.

Am 15. November 2023 entscheidet das Schweizer Bundesgericht über eine Beschwerde der Gesellschaft für bedrohte Völker GfbV. Diese verlangt, dass die Schweizer Goldraffinerien die genaue Herkunft ihres Goldes offenlegen müssen. Diese Transparenz ist von globaler Bedeutung.

Das tut die GfbV gegen schmutziges Gold

Im Amazonas zerstört der Goldabbau den Regenwald und damit Indigene Lebensräume. Aber auch andernorts haben viele Minen schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt und die lokale Bevölkerung. Trotzdem importiert die Schweiz immer wieder Gold aus solchen Gebieten. Dagegen geht die GfbV mit ihrem Programm «No Dirty Gold!» vor.

Die GfbV sieht die Schweizer Raffinerien in der Verantwortung. Darum fordert sie als Teil der Koalition für Konzernverantwortung transparente Lieferketten und dass Schweizer Konzerne endlich Rechenschaft für ihr Handeln ausserhalb der Schweiz übernehmen. Das heisst menschenwürdige Produktionsbedingungen, Umweltstandards einhalten und die Lokalbevölkerung miteinbeziehen – diese soll zuerst ihr Einverständnis zum Abbau geben dürfen. Gemeinsam mit der Koalition für Konzernverantwortung fordert die GfbV eine gesetzlich verankerte Sorgfaltsprüfungspflicht und einer Aufsichtsbehörde. Bei Verstössen müssen die Konzerne wirksam bestraft werden können.

Im Rahmen ihres Programms «No Dirty Gold!» beobachtet die GfbV die Auswirkungen des globalen Rohstoffabbaus. Sie hat in Berichten etwa aufgezeigt, wie risikobehaftetes Gold aus Peru oder Brasilien in die Schweiz gelangt. Dort werden die Rechte der lokalen meist Indigenen Bevölkerung massiv verletzt. Eine weitere Recherche belegt, wie Gold aus bewaffneten Konflikten in afrikanischen Ländern via die Vereinigte Arabische Emirate in die Schweiz gelangt.

Die GfbV hat Indigene Delegationen aus Brasilien an die UNO und nach Bern begleitet, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und Druck auf die Goldbranche auszuüben. So konnte sie bereits wichtige Zugeständnisse erreichen. Für mehr Transparenz zog die GfbV bis vor Bundesgericht. Die skandalbehaftete Branche und die zögerliche Schweizer Politik zeigen, dass es noch viel zu tun gibt, bis das Schweizer Goldgeschäft endlich sauber ist.

Menschen & Geschichten

Die lokale Bevölkerung, Indigene Gemeinschaften und gar Mineure sind mit Gewalt, Entrechtung, Gesundheitsrisiken und Umweltzerstörung durch den Goldabbau konfrontiert. Doch viele setzen sich mutig für Menschenrechte, alternative Erwerbschancen und ihren Lebensraum ein. Lesen Sie hier ihre Geschichten.

Publikationen zum Thema Gold

Die GfbV schaut beim Goldgeschäft seit Jahren genau hin und übt so Druck auf die verschwiegene Branche aus. Lesen Sie unsere Berichte und Recherchen und verstehen Sie, wie und woher schmutziges Gold in die Schweiz gelangt und welche Schweizer Raffinerien in der Verantwortung stehen. Mit unseren News zum Thema Gold bleiben Sie an den wichtigsten Entwicklungen dran.

Erfolge der GfbV

Goldbranche spricht sich für Indigenenrechte aus

Nach dem Besuch einer Delegation aus dem brasilianischen Amazonas veröffentlichten im Frühsommer 2022 fünf grosse Goldraffinerien und die Schweizerische Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler ein wegweisendes Statement: Sie verurteilten den illegalen Bergbau und sprachen sich dafür aus, dass indigene und lokale Gemeinschaften bei Projekten Mitsprache erhalten müssen.

Metalor gibt den Rückzug aus dem Kleinbergbau bekannt

Metalor – eine der weltweit grössten Goldraffinerien mit Sitz in Neuchâtel – gibt im Juni 2019 den Rückzug aus dem Kleinbergbau bekannt. Die GfbV begrüsst diesen Schritt als eine kurzfristige Lösung. Langfristig müssen aber bessere Bedingungen im Goldabbau geschaffen werden für die zahlreichen Menschen, ua. in Kolumbien und Peru, die zum Überleben auf den Kleinbergbau angewiesen sind.

Peruanische Staatsanwalt wird aktiv

März 2019: Die peruanische Staatsanwaltschaft hegt wegen Geldwäscherei und illegalem Goldabbau Verdacht gegen einen ehemaligen Zulieferer der Schweizer Raffinerie Metalor. Ein Jahr zuvor hatte die GfbV fragwürdige Goldimporte aus Peru in die Schweiz aufgezeigt.

Ringen um Transparenz

Januar 2019: Nachdem der Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte das Gesuch der GfbV um Einsicht in die detaillierte Goldhandelsstatistik stützt, will nun auch die Oberzolldirektion dem Anliegen statt geben. Die Gold-Raffinerien reichen Rekurs beim Bundesverwaltungsgericht ein.

Goldimporte aus Dubai gehen zurück

Juli 2018: Nach der Veröffentlichung eines GfbV-Berichts über dubioses Gold aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gingen die Exporte in die Schweiz deutlich zurück. Waren die Emirate mit über 21 Tonnen Gold noch im Januar 2018 der grösste Goldlieferant der Schweiz, wurde bereits ein halbes Jahr später kein einziges Gramm mehr aus diesem Land importiert.

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