Amazonas

Hände weg vom Amazonas!

Die GfbV unterstützt Indigene Gemeinschaften dabei, ihren Lebensraum in Brasiliens Amazonas-Regenwald zu schützen. Abholzung, Bergbau und Landwirtschaft bedrohen das bedeutende Ökosystem.

Zerstörtes Ökosystem,
versehrte Indigene Heimat

Der brasilianische Amazonas-Regenwald ist gefährdet. Als Grösster der Erde und unverzichtbarer CO2-Speicher ist er zentral für Südamerikas Wasserhaushalt, die weltweite Artenvielfalt sowie die Stabilität des globalen Klimas. Der Amazonas ist ausserdem rechtmässige Heimat unzähliger Indigener Gemeinschaften. Obwohl diese das einzigartige Ökosystem schützen, bedrohen Profitinteressen ihren Lebensraum und ihre Sicherheit.

Rund 60 Prozent der Amazonasregion liegen in Brasilien, wo die Gefährdung am akutesten ist: Allein zwischen August 2022 bis Juli 2023 wurde 9000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt. Das ist eine Fläche rund 18 Mal so gross wie der Bodensee.

Die Präsidentschaft des rechtsextremen Jair Bolsonaro von 2019 bis 2022 war katastrophal: Er warb dafür, den Amazonas auszubeuten. Seine Politik förderte Bergbau, Holzschlag und Landwirtschaft in Naturschutz- und Indigenen-Gebieten sowie Gewalt gegen Indigene Gemeinschaften. Er schwächte Institutionen, die den Regenwald und seine Bewohner:innen schützen sollten und ging hart gegen Aktivist:innen vor.

Der Amazonas ist der grösste tropische Regenwald weltweit.

Indigene Völker leben seit Jahrtausenden im Amazonas.

Über die Hälfte des intakten Amazonas befindet sich entweder in Naturschutzparks oder in indigenen Territorien.

Im Dorf Demini sind viele Yanomami zuhause.

Yanomami bereiten sich vor, Fischen zu gehen.

Yanomami Kinder helfen beim Fischen.

Yanomami Kinder beim Spielen.

Hände weg vom Amazonas: Häuptling Cacique Braz in seinem Haus im Amazonas

«Der brasilianische Staat will oder kann uns nicht helfen. Darum wollen wir die Markierung unseres Stammeslandes jetzt selbst in die Hand nehmen. Doch dazu brauchen wir Mittel, die wir nicht haben. Bitte helfen Sie uns!», so der Aufruf von Braz Antonio Marques, Häuptling der Tupinambá.

Ein Haus im Dorf São Francisco im brasilianischen Amazonasgebiet. Hier leben indigene Tupinambá.

Das Dorfleben von Tupinambá-Indigenen in São Francisco.

Seit Jahrtausenden leben Indigene Gemeinschaften im Amazonas, allein auf brasilianischem Territorium sind es heute rund 900’000 Menschen. Mehrere Tausend Personen leben gar in freiwilliger Isolation. Ihrem Wissen und ihrer Praxis kommen angesichts der Klimakatastrophe eine wichtige Rolle zu: Studien zeigen, dass ihr Land intakter ist als der übrige Regenwald. Wird ihr Land anerkannt und geschützt, so bewahrt dies das unersetzbare Ökosystem Amazonas vor weiterem Unheil.

Seit der Wahl Lula da Silvas zum brasilianischen Staatsoberhaupt ist die Hoffnung auf Verbesserung gross, und die Abholzung nahm ab. Die Situation bleibt aber gefährlich, vor allem angesichts der Machtverhältnisse im brasilianischen Parlament zugunsten von Grossgrundbesitzern und ihrer Lobby. Und nicht zuletzt wegen internationalen Konzernen – darunter Schweizer Banken, Versicherer und Rohstofffirmen – die etwa in der Agrarwirtschaft oder im Goldgeschäft mitverdienen.

Trotz vieler Rückschläge setzen sich Indigene Gemeinschaften mutig und gut organisiert für ihre Rechte ein. Ihre lautstarken Proteste gegen illegale Holzfäller und Goldgräber werden weltweit gehört.

Im April 2019 demonstrierten in Brasilia Tausende Indigene für ihre Rechte und den Schutz des Regenwalds.

Das tut die GfbV für Indigenenrechte im Amazonas

Zentral bleibt die so genannte Demarkierung: Mit Hilfe von Farbe und GPS kennzeichnen die Indigenen Gemeinschaften auf tagelangen Missionen durch den Regenwald ihr Territorium, damit es anschliessend in einem langwierigen Prozess staatlich anerkannt und geschützt werden kann. Da diese Arbeit teuer und aufwändig ist, unterstützt die GfbV die Tupinambá und Mundurukú dabei. Zudem hilft die GfbV bei der Vernetzung unter den Gemeinschaften, geht mit ihnen gegen die zahlreichen indigenenfeindlichen Gesetzesentwürfe vor und setzt sich dafür ein, dass die Gemeinschaften bei Wirtschaftsvorhaben auf ihrem Land immer miteinbezogen werden. Der preisgekrönte GfbV-Film «Bedrohter Tapajos» zeigt die Auswirkungen einer überdimensionierten Wasserstrasse und Eisenbahnstrecke quer durch Indigenes Land und den Widerstand dagegen.

In ihrem Programm «Hände weg vom Amazonas!» arbeitet die GfbV eng mit ihren lokalen Partner:innen. Dieses Engagement ist vielfältig: Crowdfundings halfen Dörfern nach Angriffen von Goldgräbern und unterstützen den Aufbau der Indigenen Organisationen sowie den jährlichen «Grito Ancestral», eine wichtige Indigene Protestaktion gegen Abholzung. Ausserdem fördert die GfbV mit jungen Yanomami erfolgreich Kakaoanbau als Alternative zum Goldabbau. In ihren Recherchen und Berichten zeigt die GfbV die Verbindungen zur Schweiz auf: Zum Beispiel wie die UBS zwei Agrarunternehmen finanzierte, die in Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind, oder dass illegales Gold aus dem Amazonas auch in die Schweiz gelangte. Auch bei riesigen Infrastrukturprojekten, die grossflächig Regenwald zerstören, sind Schweizer Versicherer und Banken finanziell an Bord – entgegen ihrem öffentlich bekundeten Engagement für Umweltschutz.

Deshalb begleitet die GfbV regelmässig Indigene Delegationen ins Schweizer Parlament, zu Podien und an die UNO. So wird die Schweiz an ihre Verantwortung erinnert. Konsequent fordert die GfbV dass Konzernverantwortung, Umweltschutz und Indigenenrechte Teil der brasilianisch-schweizerischen Politik Wirtschaftsbeziehungen werden.

Menschen & Geschichten

Die Regenwälder und Flussläufe des Amazonas sind ihre Heimat. Sie sind Tupinambá, Mundurukú, Yanomami – Menschenrechtsverteidiger:innen und rechtmässige Bewohner:innen des Amazonas. Ihr Wissen und ihre Praxis schützen das global bedeutende Ökosystem. Trotz Bedrohung durch Konzerne und deren Lobby verteidigen sie lautstark Natur und Indigenenrechte in Brasilien. Lesen Sie hier ihre Geschichten.

Publikationen zum Amazonas & Brasilien

Erfahren Sie in unseren Hintergrundberichten, News und Medienmitteilungen mehr über die Entwicklungen im brasilianischen Amazonas. Wir verfolgen Rodungen des Regenwalds, neue indigenenfeindliche Gesetzesentwürfe, die Verfehlungen internationaler und Schweizer Akteure sowie den Indigenen Widerstand dagegen.

Erfolge der GfbV im Amazonas

 

Tupinambá reichen Gesuch um Anerkennung ihres Gebiets ein

Die Indigene Gemeinschaft der Tupinambá reichte im März 2023 bei der brasilianischen Indigenen-Behörde FUNAI einen Bericht ein, damit ihr Gebiet als «Terra Indígena» anerkannt wird. Der Bericht belegt den historischen Anspruch der Gemeinschaft auf ihr Gebiet und zeigt ihre Verbundenheit mit der Region am unteren Lauf des Tapajós-Flusses. Dem Bericht ging ein Demarkierungsprozess voraus, bei dem die Tupinambá geographische Daten über ihr Gebiet sammelten. Für die Finanzierung dieses aufwändigen Projektes unterstützte die GfbV die Tupinambá mit einem Crowdfunding.

Recherche «UBS finanziert umstrittene Agrarkonzerne mit»

Die GfbV zeigte auf, wie die UBS über ihre brasilianische Investmentbank zwei Agrarkonzerne mit Geld globaler Investoren versorgt hat. Beide Unternehmen sind in unerlaubte Abholzung, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen verwickelt. Mit einem Bericht, einer Web-Story und einem Erklär-Video konnte die GfbV dies der Öffentlichkeit zugänglich machen und einen Beitrag in der breiten Diskussion um Konzernverantwortung leisten.

Goldbranche spricht sich für Indigenenrechte aus

Nach dem Besuch einer Delegation aus dem brasilianischen Amazonas veröffentlichten fünf grosse Goldraffinerien und die Schweizerische Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler ein wegweisendes Statement: Sie verurteilten den illegalen Bergbau und sprachen sich dafür aus, dass indigene und lokale Gemeinschaften bei Projekten Mitsprache erhalten müssen.

Preisgekrönter GfbV-Film "Bedrohter Tapajós"

Der GfbV-Film «Bedrohter Tapajós» von Thomaz Pedro begeistert an Filmfestivals und gewinnt Preise. Er zeigt die Sicht von Indigenen, deren Lebensraum im Amazonas von Infrastrukturprojekten bedroht ist: Projekte, welche die Ausbeutung der Region vorantreiben sollen. Wer betroffen ist und welche Schweizer Banken mutmasslich involviert sind, verdeutlichte ein Bericht der GfbV.

Kontakt

Julia Büsser

Julia Büsser

Programmleiterin Amazonas

E-Mail senden
+41 (0) 31 939 00 01

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