07. Februar 2023

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Brasilien: Tupinambá treiben die Anerkennung ihres Lebensraums voran

Selbstdemarkierung Tupinambá

Bild: «Terra Indígena Tupinambá» Das Ende einer Expedition zur Selbstdemarkierung indigenen Territoriums

Die Gemeinschaft der Tupinambá arbeitet zurzeit mit hohem Einsatz, damit ihre Gebiete staatlich anerkannt werden. Denn mit der neuen brasilianischen Regierung scheint der Moment dafür günstig: Bereits im ersten Monat hat Präsident Lula erste Schritte unternommen, um indigene Territorien anzuerkennen. Diese Anerkennung ist zentral für indigene Gemeinschaften, da es den Anspruch auf ihren historischen Lebensraum offiziell legitimiert.

Die neue Regierung unter Lula da Silva hat bereits in ihren ersten Amtshandlungen die Wahrung der Rechte indigener Gemeinschaften priorisiert. Dazu gehört auch der Schutz von deren Territorien. Indigene Territorien müssen gemäss brasilianischer Verfassung durch den Staat anerkannt und geschützt werden. «Wird ein Gebiet vom Staat als ‹Terra Indígena klassiert, erhält das Gebiet den höchsten Schutzstatus. Anerkannte indigene Territorien sind die beste Massnahme gegen Zerstörung und Abholzung. Auch die Kultur und Identität der indigenen Gemeinschaft erhalten in diesen Gebieten dadurch mehr Achtung», sagt Julia Büsser, Leiterin Amazonas-Programm bei der GfbV.

Doch in den letzten Jahrzehnten mangelte es beim Staat an politischem Willen oder finanziellen Ressourcen. Der bis Ende 2022 amtierende Präsident Jair Bolsonaro brachte den Prozess ganz zum Stillstand und stellte mit einem Gesetzesentwurf sogar bereits ausgewiesene Territorien in Frage. Nun nutzen die Indigenen Brasiliens das politisch günstige Klima unter Lula – darunter die Gemeinschaft der Tupinambá, welche die staatliche Anerkennung ihres Territoriums am unteren Tapajós vorantreibt.

Aufwendige Selbstdemarkierung bald abgeschlossen

Um den Prozess zu beschleunigen, nehmen die Tupinambá die erste, eigentlich staatliche Aufgabe selbst in die Hand: In mühsamer Arbeit demarkieren sie ihren Lebensraum. Die sogenannte «Selbstdemarkierung» besteht darin, das angestammte Territorium durch Grenzmarker zu kartographieren und zu identifizieren. Die Tupinambá arbeiten mit Landkarten und GPS arbeiten, um sich zu orientieren und die Grenzen ihres Lebensraums zu bestimmen. Dazu müssen sie den dichten Regenwald durchdringen, was ein enormer Kraftaufwand darstellt. Wochenlang sind die Tupinambá mit Macheten, Gummistiefeln, Plachen und Vermessungsinstrumenten unterwegs, um Bäume zu kennzeichnen und Schilder aufzustellen. Einen ersten Teil der Selbstdemarkierung hat die Gemeinschaft bereits 2022 erledigt. In den nächsten Tagen startet eine weitere Expedition in den Wald, um in einem Teilgebiet genügend GPS-Daten für die die Kartographierung zu sammeln. Damit hat der Prozess der Selbstdemarkierung der Tupinambá am unteren Tapajós aber erst begonnen. Er wird wohl mindestens vier Jahre in Anspruch nehmen.

Mit den durch die Selbstdemarkierung gewonnenen Geodaten von ihrem Territorium gehen die Tupinambá dann auf Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen zu. Einerseits müssen sie anhand der Geodaten eine Karte von ihrem Gebiet erstellen. Es sollen aber auch anthropologische und archäologische Studien entstehen, um den historischen Anspruch der Tupinambá auf das Gebiet zu belegen. Der Bericht, bestehend aus Studien und Karte, möchten die Tupinambá bereits Ende Februar der Indigenenschutzbehörde FUNAI vorlegen. Denn auch bei der FUNAI hat sich seit der Wahl Lula da Silva’s bereits Einiges getan: Neu untersteht diese der indigenen Bundesabgeordneten Joênia Wapichana. Entsprechend ist eine bessere Zusammenarbeit zu erhoffen als in den letzten Jahren, in denen der rechte Bolsonaro die FUNAI Schritt für Schritt entmachtete. Diese Neuerung ist zentral, denn die Funai muss den Bericht anerkennen, bevor dieser ans Justizministerium geht. Am Ende des Anerkennungsprozesses entscheidet dann aber das Staatspräsidium höchstpersönlich darüber, ob ein indigenes Territorium als solches anerkannt wird. Und damit ein Stück weit über das physische und kulturelle Überleben der indigenen Gemeinschaften.

Finanzielle Ressourcen nötig

Sowohl für die Demarkierung, die Erstellung des Berichts und die Begleitung des langwierigen amtlichen Genehmigungsverfahrens braucht es Zeit und Geld. Die GfbV unterstützt ihre Partnerorganisation CITUPI, die Organisation der Gemeinschaft der Tupinambá, seit mehreren Jahren auf diesem Weg.

Die Tupinambá möchten die Gunst der Stunde nutzen und ihr Ziel noch bis 2026 erreichen. «Wir hoffen, dass die derzeitige Regierung in der Lage sein wird, einen Dialog zu führen und enger mit den Menschen zusammenzuarbeiten», sagt Raquel Tupinambá, eine indigene Anführerin der Tupinambá und Koordinatorin von CITUPI. «Die Regierung muss uns unterstützen – vor allem aber muss sie das verwirklichen, was in der brasilianischen Bundesverfassung geregelt ist: Der Schutz unserer Territorien und Stärkung unserer Organisationen».

Bild: «Terra Indígena Tupinambá» Das Ende einer Expedition zur Selbstdemarkierung indigenen Territoriums

Die Gemeinschaft der Tupinambá arbeitet zurzeit mit hohem Einsatz, damit ihre Gebiete staatlich anerkannt werden. Denn mit der neuen brasilianischen Regierung scheint der Moment dafür günstig: Bereits im ersten Monat hat Präsident Lula erste Schritte unternommen, um indigene Territorien anzuerkennen. Diese Anerkennung ist zentral für indigene Gemeinschaften, da es den Anspruch auf ihren historischen Lebensraum offiziell legitimiert.

Die neue Regierung unter Lula da Silva hat bereits in ihren ersten Amtshandlungen die Wahrung der Rechte indigener Gemeinschaften priorisiert. Dazu gehört auch der Schutz von deren Territorien. Indigene Territorien müssen gemäss brasilianischer Verfassung durch den Staat anerkannt und geschützt werden. «Wird ein Gebiet vom Staat als ‹Terra Indígena klassiert, erhält das Gebiet den höchsten Schutzstatus. Anerkannte indigene Territorien sind die beste Massnahme gegen Zerstörung und Abholzung. Auch die Kultur und Identität der indigenen Gemeinschaft erhalten in diesen Gebieten dadurch mehr Achtung», sagt Julia Büsser, Leiterin Amazonas-Programm bei der GfbV.

Doch in den letzten Jahrzehnten mangelte es beim Staat an politischem Willen oder finanziellen Ressourcen. Der bis Ende 2022 amtierende Präsident Jair Bolsonaro brachte den Prozess ganz zum Stillstand und stellte mit einem Gesetzesentwurf sogar bereits ausgewiesene Territorien in Frage. Nun nutzen die Indigenen Brasiliens das politisch günstige Klima unter Lula – darunter die Gemeinschaft der Tupinambá, welche die staatliche Anerkennung ihres Territoriums am unteren Tapajós vorantreibt.

Aufwendige Selbstdemarkierung bald abgeschlossen

Um den Prozess zu beschleunigen, nehmen die Tupinambá die erste, eigentlich staatliche Aufgabe selbst in die Hand: In mühsamer Arbeit demarkieren sie ihren Lebensraum. Die sogenannte «Selbstdemarkierung» besteht darin, das angestammte Territorium durch Grenzmarker zu kartographieren und zu identifizieren. Die Tupinambá arbeiten mit Landkarten und GPS arbeiten, um sich zu orientieren und die Grenzen ihres Lebensraums zu bestimmen. Dazu müssen sie den dichten Regenwald durchdringen, was ein enormer Kraftaufwand darstellt. Wochenlang sind die Tupinambá mit Macheten, Gummistiefeln, Plachen und Vermessungsinstrumenten unterwegs, um Bäume zu kennzeichnen und Schilder aufzustellen. Einen ersten Teil der Selbstdemarkierung hat die Gemeinschaft bereits 2022 erledigt. In den nächsten Tagen startet eine weitere Expedition in den Wald, um in einem Teilgebiet genügend GPS-Daten für die die Kartographierung zu sammeln. Damit hat der Prozess der Selbstdemarkierung der Tupinambá am unteren Tapajós aber erst begonnen. Er wird wohl mindestens vier Jahre in Anspruch nehmen.

Mit den durch die Selbstdemarkierung gewonnenen Geodaten von ihrem Territorium gehen die Tupinambá dann auf Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen zu. Einerseits müssen sie anhand der Geodaten eine Karte von ihrem Gebiet erstellen. Es sollen aber auch anthropologische und archäologische Studien entstehen, um den historischen Anspruch der Tupinambá auf das Gebiet zu belegen. Der Bericht, bestehend aus Studien und Karte, möchten die Tupinambá bereits Ende Februar der Indigenenschutzbehörde FUNAI vorlegen. Denn auch bei der FUNAI hat sich seit der Wahl Lula da Silva’s bereits Einiges getan: Neu untersteht diese der indigenen Bundesabgeordneten Joênia Wapichana. Entsprechend ist eine bessere Zusammenarbeit zu erhoffen als in den letzten Jahren, in denen der rechte Bolsonaro die FUNAI Schritt für Schritt entmachtete. Diese Neuerung ist zentral, denn die Funai muss den Bericht anerkennen, bevor dieser ans Justizministerium geht. Am Ende des Anerkennungsprozesses entscheidet dann aber das Staatspräsidium höchstpersönlich darüber, ob ein indigenes Territorium als solches anerkannt wird. Und damit ein Stück weit über das physische und kulturelle Überleben der indigenen Gemeinschaften.

Finanzielle Ressourcen nötig

Sowohl für die Demarkierung, die Erstellung des Berichts und die Begleitung des langwierigen amtlichen Genehmigungsverfahrens braucht es Zeit und Geld. Die GfbV unterstützt ihre Partnerorganisation CITUPI, die Organisation der Gemeinschaft der Tupinambá, seit mehreren Jahren auf diesem Weg.

Die Tupinambá möchten die Gunst der Stunde nutzen und ihr Ziel noch bis 2026 erreichen. «Wir hoffen, dass die derzeitige Regierung in der Lage sein wird, einen Dialog zu führen und enger mit den Menschen zusammenzuarbeiten», sagt Raquel Tupinambá, eine indigene Anführerin der Tupinambá und Koordinatorin von CITUPI. «Die Regierung muss uns unterstützen – vor allem aber muss sie das verwirklichen, was in der brasilianischen Bundesverfassung geregelt ist: Der Schutz unserer Territorien und Stärkung unserer Organisationen».

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