26. Februar 2024

Medienmitteilung

Autosalon in Genf: Mobilitätswende darf nicht auf Kosten der Menschenrechte geschehen!

Diese Woche öffnet der Autosalon in Genf seine Türen: Unter dem Slogan «Auto Future Now» werden unter anderem Elektroautos ausgestellt. Was in diesem Zusammenhang wenig bekannt ist: Für ihre Herstellung sind Rohstoffe nötig, deren Abbau oft Menschenrechtsverletzungen mit sich bringt. Gemeinsam mit dem Verein Tibeter Jugend in Europa und dem Uigurischen Verein Schweiz fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker eine gerechte Mobilitätswende unter Einhaltung der Menschenrechte entlang der Lieferketten.

„Elektroautos werden  als die unbedenkliche Technologie der Zukunft angepriesen“, sagt Christoph Wiedmer, Co-Geschäftsleiter der Gesellschaft für bedrohte Völker. „Dabei bringt die Produktion von Elektroautos oft Menschenrechtsverletzungen mit sich.“

Die Rankingliste des internationalen Netzwerks Lead The Charge zeigt anhand von öffentlich zugänglichen Berichten der Elektroautohersteller: Die Bemühungen, Menschenrechte zu schützen, sind noch weitaus ungenügend. Besonders schlecht schneiden aufgrund ihrer Intransparenz chinesische Hersteller ab. Bei den Menschenrechten ist mit 51 Prozent Ford führend, aber erreicht auch nur knapp über die Hälfte der Punktzahl. Die neuen Zahlen des Rankings 2024 werden morgen Dienstag, 27. Februar 2024 in den USA veröffentlicht.

„Die Rankingliste zeigt, dass es hier noch viel Handlungsbedarf hin zu einer gerechten Mobilitätswende gibt: Die Firmen müssen sich für Menschenrechte und saubere Lieferketten einsetzen“, so Christoph Wiedmer.

Indigene Gemeinschaften betroffen

Für die Energiewende hat ein Wettlauf um den Abbau von so genannten Übergangsmineralien wie Graphit, Nickel, Kupfer, Lithium, Kobalt und Mangan eingesetzt. Die weltweite Nachfrage Elektrobatterien ist im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 65% gestiegen; bis 2030 rechnet die Internationale Energieagentur (IEA) mit einer Verzehnfachung der weltweiten Nachfrage.

Eine Studie von 2023 zeigt: Über die Hälfte der Projekte zur Förderung der wertvollen Mineralien betreffen Indigene Territorien. Der Wettlauf führt vielerorts zu beschleunigten Bewilligungsverfahren und damit zu ökologischen und sozialen Risiken. Die negativen Auswirkungen zeigen sich schon jetzt, etwa im fehlenden Einbezug Indigener Gemeinschaften in den USA. So kann beim Abbau von Lithium und Kupfer der hohe Wasserverbrauch zu erhöhter Wasserknappheit in den betroffenen Regionen führen. Das Monitoring „Transition Mineral Tracker“ vom Business and Human Rights Ressource Center dokumentiert zwischen 2010 und 2022 insgesamt 510 Anschuldigungen von Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Abbau von Übergangsmineralien, davon 65 neue Anschuldigungen allein im Jahr 2022.

Unterdrückte Gemeinschaften in China

Die Volksrepublik China ist eine wichtige Produzentin von Elektroautos und beheimatet mit dem Batteriehersteller «CATL» und dem Autohersteller «Build Your Dream» zwei führende Firmen. Anfang dieses Jahres hat das chinesische Ministerium für natürliche Ressourcen die Entdeckung eines riesigen Lithiumvorkommens in Tibetischen Gebieten der Provinz Sichuan verkündet: Der grösste Teil des chinesischen Lithium-Vorkommens liegt unter dem Tibetischen Hochplateau, wo die tibetischen Gemeinschaften keinerlei Mitsprache über ihr Land haben. „Wir fordern die Autobranche auf, kein Lithium aus Tibet zu beziehen“, sagt Tsering Gonpa, Präsidentin Verein Tibeter Jugend in Europa. Zudem weist die Verarbeitung von Lithium Verbindungen auf Zwangsarbeit von Uigur:innen in der Region Ostturkestan (chin. Xinjiang) auf, wo die Kommunistische Partei Chinas eine brutale Unterdrückungspolitik betreibt. „Sowohl die Autohersteller wie auch die Schweizer Autoimporteure sollen angesichts der Situation keine Geschäftsbeziehungen in die Region Ostturkestan pflegen“, sagt Rizwana Ilham, Präsidentin Uigurischer Verein Schweiz.

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