11. Oktober 2023

Medienmitteilung

Norwegen: Schweizer Unternehmen müssen sich für Rückbau von Windrädern auf Fosen einsetzen

Protestierende in Oslo machen heute auf die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen auf der norwegischen Halbinsel Fosen aufmerksam: Die Windkraftanlagen in den Gebieten Storheia und Roan verletzen die Rechte der dort lebenden Südsaami. Das bestätige das Oberste Gericht Norwegens am 11. Oktober 2021 - vor genau zwei Jahren. Doch die Windräder drehen weiter. Verantwortlich dafür sind unter anderem die beiden Schweizer Unternehmen Energy Infrastructure Partners (EIP) und BKW, die mit gemeinsam 40 Prozent indirekt an den Projekten beteiligt sind. Campax und die Gesellschaft für bedrohte Völker fordern von der EIP und der BKW mit einer Petition, sich für Rückbau und Renaturierung einzusetzen.

«Bis heute sind dem Urteil des Obersten Gerichts in Norwegen keine Taten gefolgt», sagt Tabea Willi, Programmleiterin Arktis bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Zwei Jahre nach dem Urteil protestieren heute in Norwegen Saami-Organisationen und Umweltverbände. Unterstützt werden sie vor Ort von der Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg.

Denn die Windkraftanlagen in den Gebieten Storheia und Roan auf der norwegischen Halbinsel Fosen verletzen die Menschenrechte der dort lebenden Südsaami. Sie stehen mitten auf den wichtigsten Rentierwinterweiden der dort ansässigen Indigenen Südsaami. Die Windräder vertreiben die schreckhaften Tiere und bedrohen die Rentierzucht – und damit das wirtschaftliche und kulturelle Überleben der Indigenen Rentierzucht-Gemeinschaft Fovsen Njaarke. «Die Gefährdung der Rentierzucht ist nicht ist nicht nur ein Angriff auf unsere Lebensgrundlage, sondern auch auf die samische Kultur», sagt Maja Kristine Jåma, eine der betroffenen Rentierzüchter:innen.

Schweizer Investor:innen müssen handeln

Zeitgleich mit den Protesten in Norwegen lancieren Campax und die GfbV eine Petition, um die beiden Schweizer Investor:innen, Berner BKW Energie AG (BKW) und Energy Infrastructure Partners (EIP) mit Sitz in Zürich, an ihre Verantwortung zu erinnern: Sie müssen sich für den Rückbau der Windkraftanlage und die Renaturierung der Gebiete einsetzen. Die beiden Unternehmen halten, beziehungsweise verwalten, gemeinsam 40 Prozent der Windkraftanlagen. Sie sind ausserdem mit drei von acht Mitgliedern im Verwaltungsrat vertreten und haben dadurch beachtliche Einflussmöglichkeiten. «Mit ihrer Teilhabe an dem Projekt sind sie auch für die Menschenrechtsverletzungen mitverantwortlich – und dass dem Gerichtsurteil bis heute keine Taten folgen», sagt Tabea Willi.

Intransparenz des Schweizer Fondmanagers EIP

Energy Infrastructure Partners, ein Fondsmanager mit Sitz in Zürich, verwaltet über einen Fonds 28.76 Prozent der Windanlagen. Welche institutionellen Inverstoren in diesen Fond investiert sind, will das Unternehmen nicht bekannt geben. «Diese Intransparenz macht es unmöglich, die eigentlichen Besitzenden der Windanlagen in die Verantwortung zu nehmen. Mit fast einem Drittel Anteil und zwei Personen im Verwaltungsrat sehen wir eine grosse Verantwortung bei dem Fondsmanager», sagt Fabienne Krebs Programmverantwortliche für Wirtschaft und Menschenrechte bei der GfbV.

Die beiden Schweizer Unternehmen sind über das gemeinsame Unternehmen «Nordic Wind Power DA» (NWP) an den Windanlagen beteiligt. Der Anteil des von EIP verwalteten Fonds an NWP beträgt 71.9 Prozent, der Anteil der BKW beträgt 28.1 Prozent. Nordic Wind Power hält sowohl an «Fosen Vind DA» mit dem Teilpark Storheia sowie an «Roan Vind DA» mit dem Park Roan Anteile von 40 Prozent. Damit besitzt die BKW indirekt rund 11.2 Prozent der beiden illegalen Windkraftanlagen und die EIP verwaltet über einen Fond indirekt 28.76 Prozent der Anlagen.

Die Kultur der Südsaami droht zu verschwinden

Wegen den Windrädern sind die Weiden für die Rentierzucht verloren: Die Rentiere werden durch die lärmenden und Schatten werfenden Rotoren abgeschreckt und kilometerlange Strassen zerschneiden ihre Routen. Durch die Anlage befürchten mehrere der letzten noch verbliebenen Rentierzüchter-Familien der Südsaami, ihr traditionelles Gewerbe aufgeben zu müssen. Doch die nomadische Rentierzucht ist ein fundamentaler Bestandteil der südsaamischen Kultur, durch die Indigenes Wissen und Sprache an die nächsten Generationen weitervermittelt wird. Der Verlust des Landes auf der Fosen-Halbinsel stellt damit eine konkrete Bedrohung der Indigenen Kultur dar, welche für immer verschwinden könnte.

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