Der brasilianische Regenwald ist in Gefahr – und mit ihm die indigenen Gemeinschaften

Der Amazonas ist der grösste tropische Regenwald weltweit. Er beinhaltet die breiteste Tier-und Pflanzenvielfalt und ist einer der grössten CO2-Speicher der Erde. Darum spielt der Amazonas eine wichtige Rolle für den Wasserhaushalt Südamerikas, für die Artenvielfalt und die Stabilität des globalen Klimas. Rund 60 Prozent der Amazonasregion liegen in Brasilien. Indigene Völker leben seit Jahrtausenden im Amazonas. Allein im brasilianischen Teil leben zur Zeit rund 900’000 Indigene.
Der Amazonas ist akut gefährdet, ganz besonders in Brasilien: Im Jahr 2019 stieg die Zerstörung im Vergleich zum Vorjahr um 85 Prozent – insgesamt wurden 9166 Quadratkilometer Regenwald vernichtet. Der rechtsnationale Präsident Jair Bolsonaro will den Amazonas grosszügig ausbeuten und Bergbau, Holzschlag und Landwirtschaft in Naturschutz- und Indigenen-Gebieten im grossen Stil zulassen.
Gegen Proteste von Aktivistinnen und Aktivisten sowie indigenen Gemeinschaften will Präsident Bolsonaro hart vorgehen. Doch die indigenen Gemeinschaften setzen sich auch unter erschwerten Bedingungen für den Schutz ihrer Territorien und für ihre Rechte ein.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker unterstützt indigene Gemeinschaften in Brasilien beim Kampf um ihre Territorien, um Selbstbestimmung und die Einhaltung der Menschenrechte. Helfen Sie uns dabei, denn die Zukunft des Regenwaldes und seiner Menschen ist auch unsere Zukunft!
So schützen indigene Gemeinschaften den Amazonas
Für den Schutz des brasilianischen Amazonas sind die Indigenen-Reservate enorm wichtig: Über die Hälfte des intakten Amazonas befindet sich entweder in Naturschutzparks oder in indigenen Territorien. Bisher galten die Indigenen-Reservate als Bollwerke gegen Eindringlinge, die in der brasilianischen Verfassung geschützt sind. Doch bis heute sind nur 486 von 722 indigenen Gebieten offiziell registriert, und Präsident Jair Bolsonaro will keine neuen Indigenen-Reservate ausweisen lassen.
Wo der Staat versagt, wollen die indigenen Gemeinschaften den Schutz ihrer Gebiete selbst vorantreiben. Im Tapajós-Becken zum Beispiel kämpft die Gemeinschaft der indigenen Tupinambá und Mundurukú friedlich um ihr Land, indem sie dieses markieren. Eine Gruppe von Stammesmitgliedern bricht jeweils für zwei Wochen auf eine Reise in den Urwald auf, um mit Hilfe von Farbe, GPS, und Macheten ihr Territorium zu kennzeichnen. Dank dieser aufwändigen und langwierigen Arbeit können sie anschliessend bei den Behörden die Landtitel einfordern, die ihnen rechtlich zustehen.
Die Demarkierung ist aber teuer und beschwerlich. Darum unterstützt die Gesellschaft für bedrohte Völker die Gemeinschaft der Tupinambá und Mundurukú bei diesem Prozess.
So unterstützt die GfbV indigene Gemeinschaften – helfen Sie mit!
Die GfbV unterstützt in Brasilien indigene Gemeinschaften in ihrem Kampf um ihren Lebensraum, Selbstbestimmung und die Einhaltung der Menschenrechte.
- Demarkierungen: Im Tapajós-Becken hilft die GfbV den Gemeinschaften der indigenen Tupinambá und Mundurukú, damit sie ihre Territorien markieren können. Dies ist die Grundlage für die offizielle Registrierung des Gebiets als Indigenen-Reservat.
- Verantwortung der Schweiz: Gemeinsam mit anderen Organisationen fordert die GfbV von der Schweiz, ihre Verantwortung für den Erhalt des Amazonas wahrzunehmen. Wirtschaftsbeziehungen und insbesondere ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten darf nicht auf Kosten von Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Indigenenrechten abgeschlossen werden.
- Empowerment: Die GfbV fördert den Austausch und die Vernetzung indigener Gemeinschaften in Brasilien, zum Beispiel mit finanzieller Unterstützung oder Workshops für den Wissensaustausch. So unterstützt die GfbV etwa Gemeinschaften, damit sie ihre Jahresversammlungen durchführen, sich vernetzen und gemeinsam stark auftreten können.
- Begleitung von Delegationen: Die GfbV begleitet indigene Delegationen in der Schweiz, damit sie bei Schweizer Akteuren und bei der Uno in Genf ihre Anliegen einbringen können.
- Alternativen zum illegalen Goldabbau: Die GfbV unterstützt ein Kakao-Projekt, das jungen Yanomami eine Perspektive gibt

Unterstützen Sie indigene Völker im Amazonas!
Die indigenen Gemeinschaften im brasilianischen Amazonas brauchen Ihre Unterstützung, damit sie ihre Landrechte einfordern und ihren Lebensraum, den Amazonas-Regenwald, vor illegalen Eindringlingen schützen können.
Die Schweiz und das Freihandelsabkommen mit Mercosur
Während Präsident Bolsonaros Rhetorik und Politik die Ausbeutung der Natur und der indigenen Gemeinschaften beflügelt, stehen die europäischen Länder als Abnehmer brasilianischer Produkte ebenso in der Verantwortung: Auch die Schweiz importierte in den letzten Jahren zum Beispiel Futtermittel, Rindfleisch, Gold oder Palmöl aus Brasilien, auch aus der Amazonasregion. Nun wollen die Efta-Länder mit der Schweiz ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten, also auch mit Brasilien. Als Mitglied der Mercosur-Koalition verlangt die GfbV gemeinsam mit anderen NGOs, dass ein solches Abkommen Kontroll- sowie verbindliche Sanktionsmechanismen enthält bezüglich Indigenenrechten und Umweltschutz.
Im Herbst 2019 reiste eine Delegation von indigenen Leaderinnen und Leadern durch Europa, um die europäischen Länder auf ihre Verantwortung beim Handel mit Brasilien aufmerksam zu machen. Die GfbV begleitete die Delegation in der Schweiz. Sie unterstützt ihren Aufruf an die Schweiz, Massnahmen zu ergreifen und sich für faire und nachhaltige Wirtschaftsbeziehungen einzusetzen.
Mit Kakao gegen illegalen Goldabbau – eine Perspektive für junge Yanomami
Die Gemeinschaft der Yanomami lebt im grössten brasilianischen Schutzgebiet des Amazonas. Doch ihre Lebensweise ist bedroht, denn illegale Goldsucher dringen immer weiter in den Regenwald vor. Bei der Goldgewinnung zerstören sie den Lebensraum der indigenen Gemeinschaften, verwüsten den Regenwald und vergiften Umwelt und Menschen mit Quecksilber.
Bis heute halten sich im Yanomami-Gebiet schätzungsweise 10 000 illegale Goldschürfer auf. Der monatliche Umsatz beim Geschäft mit dem Gold beträgt allein in diesem Gebiet rund 7,7 Millionen Schweizer Franken. Das schnelle Geld führt auch junge Angehörige der Yanomami in Versuchung, ihr Glück beim Gold-Geschäft zu versuchen.
Um dem entgegenzuwirken und den Indigenen eine nachhaltige Einkommensmöglichkeit zu bieten, bilden die GfbV und ihre Partnerorganisation «Instituto Socio Ambiental» ausgewählte Gemeinschaften in der Kakao-Wirtschaft aus. Die jungen Yanomami erlernen die Aufforstung und die Pflege von Kakaobäumen sowie die anschliessende Verarbeitung der Ernte. Mitte Dezember 2019 konnten die ersten 1000 Schokolade-Tafeln aus der ersten Kakao-Ernte präsentiert werden. Bis 2021 sollen 7 000 Bäume gepflanzt sein.

Das sind die Forderungen der GfbV und ihrer Partner
- An die Schweiz: Für ein Importverbot von Produkten, deren Herstellung die Rechte der indigenen Gemeinschaften verletzt oder die Umwelt schädigt
- An die Schweiz: Für ein Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz (im Rahmen der EFTA-Staaten) und Brasilien (im Rahmen der Mercosur-Staaten), das griffige Klauseln bezüglich dem Schutz der Umwelt und Menschenrechten enthält
- An Brasilien: Für den Schutz der Rechte der indigenen Völker gemäss Verfassung, und für die Anerkennung insbesondere des Rechts auf Selbstbestimmung und des Rechts auf Territorium.
- An alle Staaten: Für den Schutz des Amazonas und des globalen Klimas
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Kontakt
Kontaktperson bei der GfbV:
Julia Büsser, Kampagnenleiterin GfbV
Tel. +41 (0) 31 939 00 13