10. März 2023

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Chinesische Regierung trennt eine Million tibetische Kinder von Familien

Tibetdemo in Genf Bild: Hanno Schedler

Tibetische Demonstrierende in Genf. Bild: Hanno Schedler/GfbV Deutschland

Der tibetische Aufstand gegen die chinesische Besetzung jährt sich zum 64. Mal. Mit brutalen Mitteln versucht der chinesische Staat auch heute, die tibetische Sprache und Kultur zu verdrängen. Dabei werden Kinder und Eltern traumatisiert.

Rund eine Million tibetischer Kinder wurden von den Behörden in den letzten Jahren systematisch von ihren Eltern und Grosseltern getrennt und müssen in staatlichen Internaten tagtäglich die Indoktrination der chinesischen Kolonialmacht ertragen. Dort lernen sie vor allem Mandarin und werden Opfer der staatlichen chinesischen Propaganda. 64 Jahre nach dem Aufstand des tibetischen Volkes arbeitet der chinesische Staat weiter mit Hochdruck daran, die Kontrolle über Tibet auszubauen. Junge Tibeter:innen sollen durch die erzwungene Trennung von ihren Wurzeln abgeschnitten werden. Diese Politik führt dazu, dass die tibetische Sprache und Kultur immer stärker verdrängt werden.

UN-Expert:innen waren Anfang 2023 zum Schluss gekommen, dass das staatliche Internatssystem für tibetische Kinder als Zwangsmassnahme zur Assimilierung in die Han-Mehrheitsgesellschaft dient. Damit werden internationale Menschenrechtsstandards verletzt. Mandarin sei die dominante Sprache in den Internaten, Wissen über die tibetische Sprache, Geschichte und Kultur werde nicht vermittelt, so die UN-Expert:innen. Dies führt dazu, dass tibetische Kinder nicht mehr in tibetischer Sprache mit ihren Eltern und Grosseltern sprechen können und so den Bezug zu ihrer eigenen Gemeinschaft verlieren.

Auch diejenigen Kinder, die nicht von ihren Eltern getrennt wurden, erhalten immer seltener Tibetisch-Unterricht. Als die Kinder in Tibets Hauptstadt Lhasa nach den Winterferien 2022 wieder in die Schule kamen, mussten sie feststellen, dass der Unterricht nur noch in Mandarin stattfand. Gleichzeitig werden immer mehr dörfliche Schulen in Tibet geschlossen und stattdessen Internate in grösseren Ortschaften errichtet.

Sowohl in Tibet als auch in Xinjiang / Ostturkestan, dem Hauptsiedlungsgebiet der Uigur:innen, wendet die chinesische Regierung Familientrennungen als Teil ihrer Politik der Zwangsassimilation an.

Der Volksaufstand von 1959

Am 10. März 1959 protestierten tausende Tibeterinnen und Tibeter gegen die chinesische Herrschaft. Der Protest wurde blutig niedergeschlagen. Ungefähr 87.000 Menschen starben im ersten Jahr nach dem Volksaufstand. Weitere 1,1 Millionen Tibeter fielen Chinas Repression in den folgenden Jahrzehnten zum Opfer. Der Dalai Lama musste 1959 aus Tibet fliehen und lebt seitdem im indischen Exil in Dharamsala. Er wird von der chinesischen Regierung weiterhin verteufelt, geniesst aber unter der tibetischen Bevölkerung ein hohes Ansehen.

Mehr Informationen zur Situation im Tibet findet sich in der im März 2023 publizierten Dokumentation der GfbV Deutschland, auf der dieser News-Beitrag basiert.

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