07. März 2023

Medienmitteilung

Menschenrechte in der Autoindustrie: Saubere Lieferketten bei Elektrofahrzeugen gefordert

Eine breite Koalition führender Klima-, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, darunter die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und indigene Partnerorganisationen, gab heute den Start von Lead The Charge bekannt. Die globale Kampagne fordert Automobilhersteller dazu auf, im Zuge der Transition zur Elektromobilität ihre Lieferketten radikal umzugestalten. Dazu hat sie eine Rangliste führender Elektroautomobil-Hersteller erstellt. Die GfbV sieht grossen Handlungsbedarf im Bereich von Indigenenrechten.

Die Kampagne Lead The Charge ermutigt Automobil-Hersteller, die Umstellung auf Elektrofahrzeuge (EV) zu nutzen, um ihre Lieferketten radikal zu verändern, damit diese gerecht, nachhaltig und zu 100 Prozent frei von fossilen Brennstoffen sind. „Während sich die Welt darum bemüht, die Klimakrise zu bewältigen, entsteht rasch eine neue ‚grüne‘ Wirtschaft“, sagt Galina Angarova (Burjatin), Geschäftsführerin der Organisation Cultural Survival. „In diesem Übergang sehen sich indigene Gemeinschaften jedoch mit einer neuen Welle des Rohstoffabbaus konfrontiert, diesmal bei Transitionsmineralien.“ Eine Studie von 2023 zeigt, dass sich 54 Prozent der Projekte zur Förderung von Transitionsmineralien in oder in der Nähe von indigenen Territorien befinden. Diese Mineralien wie zum Beispiel Nickel, Kupfer, Kobalt oder Lithium werden verwendet, um die Abkehr von fossilem Brennstoff zu ermöglichen. Die GfbV beobachtet, dass indigene Gemeinschaften in diesem Bereich zunehmend Druck durch die Rohstoffindustrie erfahren.

Elektroautomobil-Hersteller unter der Lupe

Im Rahmen des Kampagnenstarts stellt Lead The Charge eine Rangliste vor: Diese analysiert die öffentlich zugänglichen Berichte von 18 der weltweit führenden Elektroautomobilhersteller und beurteilt ihre Bemühungen zur Beseitigung von Emissionen, Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten. Während die Rangliste zeigt, dass mehrere Unternehmen bereits daran arbeiten, saubere und mit Menschenrechten im Einklang stehende Lieferketten zu gewährleisten, sind ihre Bemühungen um die Rechte indigener Gemeinschaften am schlechtesten bewertet. Zwei Drittel der Automobilhersteller erreichten in diesem Bereich 0 Prozent der Punkte aus dem NGO-Ranking und auch der Spitzenreiter, Mercedes, kam auf nur 17 Prozent. General Motors ist das einzige Unternehmen mit einer Menschenrechtspolitik, welche Indigenenrechte mit Bezug auf die Uno-Deklaration über die Rechte der indigenen Völker (UNDRIP) und die ILO-Konvention 169 in ihrer Menschenrechtspolitik verankert.

Bis heute hat jedoch keiner der Automobilhersteller konkrete Prozesse und Mechanismen eingeführt, um sicherzustellen, dass die Verpflichtungen zu Indigenenrechten in der gesamten Lieferkette umgesetzt werden. Ohne die ausdrückliche Erwähnung des Free, Prior und Informed Consent (FPIC, freie, vorherige und informierte Zustimmung), wie dies in der Uno-Deklaration über die Rechte indigener Völkeraufgelistet wird, sind Unternehmen nicht in der Lage, die Risiken im Zusammenhang mit Indigenenrechten genau zu prüfen.

Kein Klimaschutz ohne Indigenenrechte

Die Kampagne Lead The Charge macht deutlich: Klimaschutz und die grüne Transition dürfen nicht auf Kosten der Menschenrechte und Indigenenrechte geschehen. „Ohne ein umfassendes Verfahren, das den Free, Prior und Informed Consent der indigenen Gemeinschaften einholt und respektiert, werden die Automobil-Hersteller die in der Rohstoffwirtschaft herrschenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung fortsetzen – auch wenn sie vorgeben, eine gerechtere und grünere Wirtschaft anzustreben“, sagt Kate R. Finn, geschäftsführende Direktion von First Peoples Worldwide.

Die Transitionsmineralien, welche für die Entwicklung von Batterien für Elektrofahrzeuge von entscheidender Bedeutung sind, versprechen eine perfekte Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels, zur Verringerung der CO2-Emissionen und zur Abkehr von fossilen Brennstoffen. „Es ist die Verantwortung von Unternehmen und Regierungen, dass sie die Mobilitäts- und Energiewende nicht auf Kosten der Rechte indigener Gemeinschaften vorantreiben“, sagt Fabienne Krebs, Programmleiterin bei der GfbV. „Das Recht indigener Gemeinschaften auf Selbstbestimmung muss von Staaten garantiert und von Unternehmen respektiert werden. Dafür müssen indigene Gemeinschaften auf Augenhöhe am Verhandlungstisch sitzen und als Teil der Lösung anerkannt werden. Das ist nur gegeben, wenn sie das Recht haben `Nein` zu sagen.“

Lead The Charge ist ein breites Netzwerk lokaler, nationaler und globaler Partner, die sich für eine gerechte, nachhaltige und fossilfreie Automobilzulieferkette einsetzen. Zu den Organisationen gehören Cultural Survival, Earthworks, First Peoples Worldwide, Industrious Labs, Investor Advocates for Social Justice, Mighty Earth, Public Citizen, Sierra Club, Solutions for our Climate (SFOC), Transport and Environment (T&E), The Sunrise Project, Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und Weitere.

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