Menschen & Geschichten

Rückkehr in eine besetzte Heimat

Sandiya Angelina

Iranaitivu

Sandiya Angelina Sandiya Angelina

Sandiya Angelina und ihr Ehemann konnten über Jahre hinweg mit Fischfang die Grundbedürfnisse ihrer Familie decken und gar eine Reserve für schlechtere Zeiten anlegen. Die militärische Besetzung ihrer Heimat, der kleinen Insel Iranaitivu, änderte dies schlagartig. Heute kämpft die Familie Tag für Tag gegen den Hunger.

„Der Krieg ist schon lange vorbei und trotzdem besetzt die Marine unser Land. Wie kann das nur sein?“, fragt Sandiya Angelina. Bereits 1992 musste die mittlerweile mehrfache Grossmutter wegen dem Krieg aus ihrer Heimat Iranaitivu auf das Festland flüchten. Sie konnte jedoch regelmässig zur Insel fahren, um am Strand Meeresfrüchte zu sammeln und gelegentlich nach ihrem Haus zu sehen. Seit 2009 ist jedoch nicht einmal mehr dies möglich: Die Marine hat Iranaitivu in einen Militärstützpunkt umgewandelt und den Zugang zur Insel für deren ehemaligen Anwohnerinnen und Anwohner stark eingeschränkt.

Frauen besonders leidtragend

Frauen ist bis heute jeglicher Zutritt zur Insel untersagt. Männer können tagsüber auf einem kleinen Küstenstreifen der Insel fischen, sofern sie zweimal täglich die 19 Kilometer weite Überfahrt in ihren kleinen, motorisierten Fischerbooten auf sich nehmen. Frauen wie Sandiya Angelina, die zuvor ihren Lebensunterhalt weitgehend mit Fischereierzeugnissen bestritten haben, sind damit von der militärischen Besetzung besonders stark betroffen: Ihnen wurde die traditionelle Lebensgrundlage komplett entzogen. Im Binnenexil auf dem Festland bleibt vielen nur die Möglichkeit, irgendeiner Form von Lohnarbeit nachzugehen. Nicht nur die fehlenden Arbeitsplätze, sondern auch die fehlende Berufsausbildung und traditionelle Geschlechterrollen machen dies schwierig.

Allen Widerständen zum Trotz

Die ehemalige, inzwischen auf rund 300 Familien angewachsene Dorfgemeinschaft aus Iranaitivu kämpft seit dem 1. Mai 2017 unermüdlich um ihr beschlagnahmtes Land. Auch Sandiya Angelina beteiligt sich trotz ihrer stolzen 74 Jahre am Protest und übernachtet auch meist auf dem Protestgelände. Obwohl die Marine die Insel wegen der strategisch günstigen Lage nicht freigeben will, hat die mehrfache Grossmutter ihre Zuversicht noch immer nicht verloren: „Ich bete jeden Tag zur Maria-Statue, um mein Land zurückzubekommen. Iranaitivu ist und bleibt mein Zuhause.“

 

Hinweis zu dieser Story:  Die GfbV-Kampage für Landrückgaben im sri-lankischen Vanni-Gebiet hat einen Erfolg erzielt: Mitte Mai 2018 hat die Navy den Bewohnern der Insel Iranaitivu ihr Land zurückgegeben. Dies bedeutet für die Menschen aus Iranaitivu, dass sie ab sofort wieder ohne Einschränkung fischen und Meeresfrüchte sammeln können - und dass die Menschen dadurch wieder ein gutes Einkommen erzielen werden.

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