Menschen & Geschichten

Mit Beharrlichkeit zum Ziel

John Kennedy

Iranaitivu

John Kennedy John Kennedy

Vor 25 Jahren musste der Tamile John Kennedy sein Zuhause, die Insel Iranaitivu, wegen dem Krieg verlassen. Heute lebt er mit seiner Familie noch immer im Binnenexil auf dem nahgelegenen Festland. Die sri-lankische Marine hält die gesamte Insel als Militärstützpunkt besetzt. Und dies, obwohl der Bürgerkrieg in Sri Lanka seit 2009 zu Ende ist.

«Wir wollen endlich unser Land zurück», sagt John Kennedy bestimmt, während er in drückender Hitze auf dem eingerichteten Protestgelände steht. Es ist nicht der erste Tag, an dem die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner Iranaitivus gegen die anhaltende militärische Besetzung der Insel protestieren. Der Protest begann am 1. Mai 2017. Bis heute verlangen die Menschen, dass ihre Anliegen nach langen Jahren der Ungerechtigkeit endlich ernst genommen werden. «Was können arme Menschen wie wir der Marine und der Regierung entgegensetzen? Alles was wir haben, sind unsere Stimmen», sagt John.

Kriegsende ohne Frieden

John Kennedys Leben ist geprägt durch den 26-jährigen Krieg zwischen den sri-lankischen Regierungstruppen und der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE). Als im Jahr 1992 mehrere Zivilistinnen und Zivilisten den Kriegsoffensiven der Marine zum Opfer fielen, verliess der damals 22-Jährige die Insel im Nordwesten Sri Lankas. Er lebte fortan auf dem Festland, besuchte aber regelmässig Iranaitivu, um nach den Kokosnussbäumen zu sehen und zu fischen.

2007 geriet der inzwischen fünffache Vater erneut zwischen die Fronten. Die vorrückenden Regierungstruppen zwangen Johns Familie, dessen jüngstes Kind, gerade jährig geworden war, erneut zur Flucht. Das zunehmend aussichtslose Rückzugsgefecht der LTTE drängte die an der Nordwestküste ansässige Bevölkerung zu Fuss über 150 Kilometer quer durch das gesamte Land, bis an die Ostküste. «Wir zogen von einem Flüchtlingslager zum andern. Wir waren an sechzehn verschiedenen Orten und wurden selbst in den No Fire Zone bombardiert.», erinnert sich John an die traumatischen Ereignisse.

Der umfassende militärische Sieg der Regierungstruppen im Mai 2009 brachte der Familie wenig Erleichterung. Johns Familie wurde mit weiteren rund 280 000 Binnenflüchtlingen unter unwürdigen Bedingungen in einem mit Stacheldraht umzäunten Flüchtlingslager interniert. Als John und seine Familie über sechs Monate später endlich an die Nordwestküste zurückkehren durften, hatte die Marine Iranaitivu kurzerhand in eine militärische Sperrzone umgewandelt. Die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner durfte die Insel – mit Ausnahme eines kleinen Strandabschnittes – nicht mehr betreten.

Aufgeben ist keine Option

Für viele Menschen im Norden und Osten von Sri Lanka ist der Zugang zu einem Stück Ackerland und zum Meer eine entscheidende Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben ohne Hunger. Auch der Fischer John wurde auf seinem Grundstück in Meeresnähe mit gutem Ackerland für Viehzucht und Kokosnussanbau nicht reich, hatte aber ein zusätzliches Einkommen. Der Verdienst, den er heute als Fischer ohne eigenes Boot vom Festland aus macht, reicht oft nicht einmal, um die Grundbedürfnisse der Familie zu decken. Die Fischer brauchen viel mehr Treibstoff, um ihre traditionellen Fischgründe zu erreichen, da sie nicht mehr auf Iranaitivu übernachten dürfen. Dies wiederum ist auswärtigen Fischern aus dem Süden des Landes und Jaffna erlaubt.

Die Rückkehr auf das eigene Land würde für John nach Jahren der Vertreibung der erste Schritt zurück in Richtung Normalität und tatsächlichem Frieden bedeuten. Für John ist klar: «Die Regierung spricht von Versöhnung und Gerechtigkeit. Versöhnung und Gerechtigkeit gibt es erst, wenn wir unser Land zurückerhalten».

Hinweis zu dieser Story:  Die GfbV-Kampage für Landrückgaben im sri-lankischen Vanni-Gebiet hat einen Erfolg erzielt: Mitte Mai 2018 hat die Navy den Bewohnern der Insel Iranaitivu ihr Land zurückgegeben. Dies bedeutet für die Menschen aus Iranaitivu, dass sie ab sofort wieder ohne Einschränkung fischen und Meeresfrüchte sammeln können - und dass die Menschen dadurch wieder ein gutes Einkommen erzielen werden.

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