01. Juni 2023
Medienmitteilung
Nach UNO-Kritik an Goldhandelsplatz Schweiz: Weitreichende Massnahmen gefordert
In einem Brief kritisiert die UNO die Schweiz bezüglich ihres laschen Umgangs mit Gold. Als weltweit grösste Importeurin von Gold steht die Schweiz in einer besonderen Verantwortung. Im Brief wird auf das grosse Risiko hingewiesen, dass Schweizer Firmen mit Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in Verbindung gebracht werden können. Die Gesellschaft für bedrohte Völker sieht sich durch den Brief in ihrer eigenen Kritik am Schweizer Goldhandelsplatz bestätigt und verlangt ein Massnahmenpaket, das Transparenz, Rückverfolgbarkeit, eine verbindliche Konzernverantwortung sowie klare Massnahmen in der Totalrevision des Zollgesetzes und bei der Edelmetallkontrolle beinhaltet.
Im Brief vom 23. März 2023 kritisieren mehrere Sonderberichterstatter und die UN-Arbeitsgruppe zu Wirtschaft und Menschenrechte der UNO die Schweiz in Bezug auf ihren laschen Umgang mit Gold. Als weltweit grösste Importeurin von Gold – rund 70 Prozent des weltweit gehandelten Goldes werden über die Schweiz abgewickelt – steht sie in einer besonderen Verantwortung. Im Brief wird auf das grosse Risiko hingewiesen, dass Schweizer Firmen mit Menschenrechtsverletzungen, Quecksilbervergiftungen, Umweltschäden, Kinderarbeit und weiteren Problemen in Verbindung gebracht werden können. «Dieser Brief zeigt einmal mehr auf, dass der Goldplatz Schweiz dringend Transparenz braucht», sagt Christoph Wiedmer, Co-Geschäftsleiter der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).
Immer wieder kritisieren Organisationen und Medien Schweizer Goldraffinerien für ihren Umgang mit Risiken in ihrem heiklen Geschäft. So kam kürzlich an die Öffentlichkeit, dass Gold einer äthiopischen Firma, welche die Umwelt vergiftet, den Weg in die Schweiz fand. Auch die Importe von Gold aus der peruanischen Mine Yanaquihua führten zu Schlagzeilen, denn am 7. Mai kamen in dieser Mine 27 Goldschürfer ums Leben. Weiter bleibt ungeklärt, auf welchen Wegen tonnenweise Gold aus dem Amazonas oder Russland in die Schweiz gelangte – in beiden Fällen höchstwahrscheinlich illegalen Ursprungs. Die Gesellschaft für bedrohte Völker ist daher bis vor Bundesgericht gegangen, um mehr Transparenz einzufordern und konkret beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit Einsicht in die Liste der Goldlieferanten der grössten Schweizer Raffinerien zu erhalten. Der Entscheid ist weiterhin hängig.
Der Bericht der UNO listet nun verschiedene Lücken in der Gesetzgebung auf und erwartet von der Schweiz Stellungnahmen zu verschiedene Fragen. Die Antwort der Schweiz sieht mager aus und wird den Risiken, die mit dem Goldgeschäft verbunden sind, nicht gerecht.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker fühlt sich durch den Brief in ihrer zehnjährigen Kampagne gegen schmutziges Gold bestätigt und verlangt von der Goldbranche und der Schweizer Politik ein Massnahmenpaket, das zumindest folgende Punkte beinhaltet:
- Herstellung der Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit über die gesamte Lieferkette vom Goldproduzenten über die Raffinerien bis hin zu den Kunden der Raffinerien
- Damit verbunden eine eindeutige Rückverfolgbarkeit des eingeführten und verwendeten Goldes bis hin zur Mine
- Die Einführung eines Konzernverantwortungsgesetzes mit einer rigiden Sorgfaltsprüfung, Haftung für fehlbare Firmen und unabhängigen Überprüfungsmechanismen
- Erarbeitung von Massnahmen in der laufenden Totalrevision des Zollgesetzes und Anpassungen des Edelmetallkontrollgesetzes, damit soziale und ökologische Mindeststandards im Goldsektor verbindlich festgelegt werden.