Menschen & Geschichten

Wo die Geister des Wassers und der Erde lebten

Raquel Tupinambá

Indigene Aktivistin

Raquel Tupinamba Raquel Tupinamba

Wo die Geister des Wassers und der Erde lebten

«Wir kämpfen um nichts Geringeres als um unser Leben!» So schildert Raquel Tupinambá mit ihrer ruhigen, bestimmten Stimme die aktuelle Situation. Begrüsst hatte uns Raquel in der Tupi-Sprache Nheengatu, der meistgesprochenen indigenen Sprache Brasiliens. Wir hatten die Leiterin des Conselho Indígena Tupinambá gebeten, uns über den indigenen Kampf und ihren Beitrag dazu zu berichten.

Raquel ist stolz auf ihre Herkunft und trägt ihr kulturelles Erbe mit Entschlossenheit nach aussen. «Die industrialisierte Welt soll von der indigenen Lebensweise lernen und von der gewaltsamen Ausbreitung ablassen», findet Raquel. Symbolisch trägt sie bei offiziellen Auftritten immer traditionellen indigenen Kopfschmuck mit blauen Federn. Raquel wuchs in den Neunzigerjahren am linken Ufer des Tapajós-Flusses im Amazonas auf. Dass sie zu einer wichtigen Anführerin des Widerstandskampfes geworden ist, ist keine Selbstverständlichkeit.

«Wir Indigenen wurden unsichtbar gemacht. Wir wurden als Tiere betrachtet – nicht als Menschen.» Aber die indigene Bewegung hat über die Jahre an Stärke gewonnen. «Die Bedrohung liegt unmittelbar vor unseren Augen, insbesondere durch die vergifteten Flüsse», erzählt Raquel. Deshalb sind heute so viele Indigene bereit, ihr Territorium zu verteidigen. «Wenn wir zusammenhalten, können wir dem Druck der Industrie standhalten», ist Raquel überzeugt.

Ihre Position als Leiterin verdankt Raquel unter anderem ihrem Studium. Dieses verschaffte ihr besseren Zugangsmöglichkeiten zu ausserterritorialen Angelegenheiten. Sie ist häufig in der Stadt und vernetzt sich mit anderen Gemeinschaften. Neben der Koordination der 25 Dörfer der Tupinambá mit dem Leitungsteam von CITUPI hat Raquel das letzte Wort in strategisch-politischen Entscheidungen.

Für ihre Masterarbeit untersuchte Raquel die Varietät der Wurzelsorten in ihrem Gebiet. Dazu habe ihre Gemeinschaft mit traditionellem Wissen viel beigetragen. «Wir Indigenen gewinnen alles aus unserem Territorium, das wir für unser Leben brauchen. Deshalb ist unsere Kultur und Identität eng daran gekoppelt. Die Verbindung zu unserer Spiritualität entsteht auf unserem Territorium, wo die Geister des Wassers und der Erde lebten.»

Auf der Verbindung zwischen Territorium und Kultur basieren für Raquel alle Tätigkeiten von CITUPI: die Gemeinschaftsbildung und der Wissenstransfer während der Zusammenkünfte und der Schutz ihrer Heimat am unteren Tapajós-Becken.

Zum Ende des Gesprächs legt Raquel ihre Hände zu einem Dankeschön zusammen. Sie verabschiedet sich mit den Worten: «Um unsere Kultur zu bewahren, ist es unverzichtbar, unser Territorium zu demarkieren. Ich danke allen Menschen für die Mithilfe bei unserem Kampf.»

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