27. September 2024

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Nach 17 Jahren: Gebiet der Indigenen Mundurukú wird in Brasilien als «Terra Indígena» anerkannt!

17 Jahre lang kämpften, bangten und hofften die Mundurukú, nun haben sie ein wichtiges Ziel erreicht: Ihr Gebiet Sawré Muybu wurde vom brasilianischen Justizministerium vergangenen Mittwoch als «Terra Indígena» anerkannt.

Grosser Erfolg für die Mundurukú im brasilianischen Bundestaat Pará! Am Mittwoch, dem 25. September, hat der Minister für Justiz und öffentliche Sicherheit, Ricardo Lewandowski, die Verordnung 779/2024 unterschrieben, welche das Gebiet Sawré Muybu als «Terra Indígena» anerkennt. Dies ist der höchste gesetzliche Schutz für Indigene Gemeinschaften in Brasilien. Die Anerkennung legt das Indigene Recht auf Selbstbestimmung fest sowie den Schutz vor Abholzung und wirtschaftlicher Ausbeutung ihres Gebiets. «Die Bedeutung der offiziellen Anerkennung des Mundurukú-Territoriums  Sawré Muybu kann gar nicht genügend betont werden», sagt Julia Büsser, Programmleiterin Amazonas bei der GfbV. «Immer öfter wurden die Mundurukú in den letzten Jahren Opfer von Übergriffen – vor allem der illegale Goldabbau hatte katastrophale Folgen. Gemeinsam mit unseren Mundurukú-Partnern hoffen wir nun, dass der neue Schutzstatus wieder mehr Ruhe und Sicherheit bringt.»

Die Mundurukú kämpfen bereits seit 2007 um staatliche Anerkennung ihres Gebiets. 2016 veröffentlichte die Indigenenbehörde FUNAI einen Bericht, welcher eine Fläche von 178 173 Hektar als Mundurukú-Territorium markierte. Gemäss der 1988 in Kraft getretenen brasilianischen Verfassung hätte das Land ohnehin bereits in den 1990er Jahren als «Terra Indígena» anerkannt werden müssen. Doch Mühlen der Behörden mahlen quälend langsam, und die mächtige Agrar-Lobby setzt alles daran, Erfolge zu verhindern. Besonders die Präsidentschaft des rechtskonservativen Jair Bolsonaro (2019-2022) war eine Katastrophe: Er verkündete öffentlich, dass er Indigenen Gemeinschaften «keinen weiteren Zentimeter Land» geben werde. Gewaltsame Übergriffe gegen Indigene Aktivist:innen, die ihr Land verteidigten, nahmen in dieser Zeit stark zu. Unter diesen widrigen Umständen haben die Mundurukú ihr Gebiet in jahrelanger, mühsamer Arbeit selbst demarkiert, unterstützt wurden sie dabei unter anderen von der GfbV. Nach Antritt des aktuellen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva gelangte der Antrag 2023 dann endlich zum verantwortlichen Minister für Justiz und öffentliche Sicherheit, Ricardo Lewandowski.

Hoffnungsvolles Zeichen, nun braucht es Taten der Regierung

Lewandowski unterzeichnete innerhalb des letzten Monats bereits drei weitere Dekrete zur Anerkennung Indigener Territorien: «Wir haben einen Zeitraum von sechs Jahren ohne Demarkationen beendet. Nun haben wir eine neue Etappe für Indigene Völker in Brasilien begonnen und werden hier nicht stehen bleiben», bekräftigte der Justizminister. Weiter betonte er, wie wichtig die Anerkennung von Sawré Muybu sei, um das Gebiet vor illegalem Bergbau und illegaler Abholzung zu schützen. Besonders der Goldabbau habe die Region schwer belastet; immer wieder gelange Quecksilber ins Ökosystem und vergifte Menschen und Umwelt.

So hoffnungsvoll die Worte des Ministers auch klingen mögen: Die Anerkennung von Sawré Muybu bleibt ein Tropfen auf dem heissen Stein: Die Gesamtfläche des von den Mundurukú bewohnten Gebiets im Bundesstaat Pará beträgt rund 2,6 Millionen Hektar und Gemeinschaften, welche sich gegen die Zerstörung ihres Landes wehren, riskieren immer noch Opfer von Gewalt zu werden. «Wir machen uns Sorgen um die Sicherheit unserer Leader. Es ist unsere Aufgabe zu bewahren, was andere zerstören wollen» sagte Mundurukú-Leader Juarez Saw Mundurukú, welcher bei der Unterzeichnung der Verordnung anwesend war.

Die GfbV arbeitet eng mit der Gemeinschaft der Mundurukú zusammen, um sie in ihrem Kampf um den Schutz ihres Landes und ihre Rechte zu unterstützen.«Die Regierung muss alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Bedrohungen durch illegalen Bergbau und Abholzung zu bekämpfen. Das heisst konkret: Neben strengeren Gesetzen zum Schutz von Indigenen Gemeinschaften und ihrem Land braucht es ein rigides Monitoring und strenge Ahndung bei Verstössen. Gleichzeitig muss die Regierung der Bevölkerung Alternativen zum illegalen Goldabbau aufzeigen», betont Julia Büsser.

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