Fallbeispiel

Glencore-Kupfermine verseucht Landstrich in Peru

Im peruanischen Hochland, in der Provinz Espinar, betreibt Glencore seit 2013 eine gigantische Kupfermine. Eine neue Studie zeigt die Schäden auf.

Foto: Miguel Gutierrez Chero

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Im peruanischen Hochland, in der Provinz Espinar, betreibt Glencore seit 2013 eine gigantische Kupfermine. Für die rund 60’000 Bewohner:innen der Provinz, von denen die meisten zu den Indigenen Gemeinschaften der Quechua und K’ana gehören, hat die Mine dramatische Auswirkungen. Neue Umweltstudien beweisen, dass die Glencore-Mine Antapaccay in Peru Luft, Wasser und Böden vergiftet. Seit Jahren wehrt sich die Bevölkerung gegen die gesundheitsschädliche Verschmutzung und gegen Versuche, sie gegen ihren Willen zu vertreiben. Eine neue Studie zeigt die Schäden auf.

Kupfer ist ein äusserst gefragtes Mineral für sämtliche erneuerbare Energietechnologien: mit der Energiewende und dem weltweiten Ausbau von Wind- und Solaranlagen, Wasserkraft, Erdwärme und Akkus steigt die Nachfrage nach dem Rohstoff. Der Abbau dieses sogenannten Übergangsminerals (transition mineral) zieht massive Umweltverschmutzungen mit sich, wie der Fall der Glencore-Mine Antapaccay zeigt.

Massive Verschmutzung

Über die letzten Jahre sind zahlreiche Studien erschienen, die gezeigt haben, dass das Trinkwasser der Bevölkerung und die Böden in der Nähe der Mine Antapaccay mit Schwermetallen wie Quecksilber, Arsen und Blei verunreinigt sind. Aus medizinischer Sicht ist eindeutig belegt, dass diese Metalle für den Menschen sehr gesundheitsschädigend sind. Die Bewohner:innen der Region leiden denn auch unter zahlreichen gesundheitlichen Problemen wie zum Beispiel Kopf- und Magenschmerzen, Durchfall, Atemproblemen und Husten, sowie Harn- und Nierenproblemen. Sie machen die Mine zudem für Krebserkrankungen in der Region verantwortlich.

Doch Glencore hat stets abgestritten, dass die Minen-Aktivität etwas mit der Verschmutzung zu tun hat. Stattdessen hat der Konzern behauptet, die erwähnten Schwermetalle kämen in der Region natürlich in diesem Ausmass vor – aufgrund der geologischen Gegebenheiten des Gebiets.

Eine Investigativ-Recherche der peruanischen Organisation CooperAcción zeigt, dass bisher unveröffentlichte Umweltstudien der peruanischen Umweltbehörde eindeutig beweisen, dass die Glencore-Mine für die Verschmutzung verantwortlich ist: Die Luft ist mit schwermetallhaltigem Feinstaub belastet, der auf die Minenaktivität zurückgeführt werden kann. Das Wasser ist durch Metalle verschmutzt, weil kontaminiertes Wasser aus den Minendeponien in umliegende Bäche abfliesst oder im Boden versickert. Und auch die Qualität der Böden rund um die Mine hat sich aufgrund von Ablagerungen mit hohen Kupfer- und anderen Schwermetallkonzentrationen gemäss Studie «erheblich verschlechtert».

Die Folgen der Verschmutzung werden nicht nur bei den vielen gesundheitlichen Problemen der Bevölkerung sichtbar: Die Studien zeigen auch, dass die Mine massive Auswirkungen auf Flora und Fauna hat: Wasserorganismen leiden unter der Belastung, die Artenvielfalt hat abgenommen. Auch in Eidechsen, Vögeln, Pflanzen und verschiedenen Nutztieren konnten erhöhte Werte von Schwermetallen wie Kupfer, Mangan und Arsen nachgewiesen werden. In gewissen Zonen ist die Metall-Belastung so hoch, dass das Land gemäss Studie nicht für die Weidenutzung geeignet sind. Das deckt sich mit den Erfahrungen der lokalen Bevölkerung, die erzählt, dass ihre Tiere sterben, wenn sie Wasser aus dem Fluss trinken oder immer wieder Fehlgeburten erleiden.

Indigenen Gemeinschaften wehren sich

Das Land, auf dem die heutige Mine steht, wird seit Jahrhunderten von den Indigenen Bevölkerungsgruppen der Quechua und K’ana bewohnt. Doch seit Jahrzehnten gibt es Konflikte, weil für den Bau und Ausbau der Mine die Rechte der Indigenen Gemeinschaften verletzt wurden. Gemäss internationalen Standards haben Indigene Gemeinschaften nämlich das Recht, dass sie konsultiert werden müssen, wenn ihr Land und ihre Ressourcen von Dritten genutzt werden sollen, um ihre freie, informierte und vorherige Zustimmung zu geben oder ein Projekt abzulehnen.

Doch Glencore scheint das egal zu sein: So zeigt eine 2023 erschienene Studie von Oxfam beispielsweise, wie Glencore für ein aktuelles, umstrittenes Ausbauprojekt der Antapaccay-Mine versucht, den Konsultationsprozess zu schwächen und zu umgehen. So hat es Glencore wiederholt versäumt, die Gemeinden transparent zu informieren. Zudem fühlen sich die Bewohner unter Druck gesetzt, ihr Land zu verkaufen und einigen wurden Stellen und andere Arten von wirtschaftlichen Vorteilen angeboten, um sie zur Zustimmung zu bewegen.

Bereits 2019 zeigte Videomaterial eines peruanischen Journalisten, wie Glencore-Sicherheitsmitarbeiter Indigene Frauen mit Steinen bewarfen. Einem Bericht von Multiwatch zufolge versuchten 2018 rund 40 Polizisten und Glencore-Mitarbeiter, Indigene Familien zu vertreiben. Viele der Anwohner:innen wurden verletzt, als sie sich wehrten.

Unterstütze die Indigenen Gemeinschaften und unterschreibe den Protest-Brief an den Glencore CEO Gary Nagle!

Die GfbV fordert:

  • Glencore muss die weitere Vergiftung der Region umgehend stoppen und die massiven Altlasten sanieren. Glencore muss das Recht der Indigenen Gemeinschaften auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt endlich respektieren.
  • Alle Akteure müssen sich bei sämtlichen künftigen Projekten der Freiwilligen, Frühzeitigen und Informierten Zustimmung (FPIC) der UNO verpflichten und sicherstellen, dass die Rechte der Indigenen Gemeinschaften respektiert werden und ihre Mitsprache garantiert ist.
  • Die Schweiz braucht endlich ein griffiges Konzernverantwortungsgesetz: Wenn Konzerne wie Glencore einen ganzen Landstrich vergiften und Indigene Bäuerinnen vertreiben, dann sollen sie auch dafür geradestehen müssen.

Kein Einzelfall

Leider ist diese Geschichte kein Einzelfall. Durch die mineralintensive Energiewende tritt der Rohstoffabbau in eine neue Phase. Indigene Gemeinschaften sind davon überproportional betroffen: Eine Studie von 2022 zum weltweiten Abbau von Übergangsmineralien zeigt, dass 54 Prozent der Minenprojekte auf oder in der Nähe von Indigenen Territorien liegen. Die GfbV setzt sich gemeinsam mit Indigenen Vertreter:innen für klimagerechte Lösungen ein, welche Indigenen- und Menschenrechte respektieren.

Hier geht es zu unserem Programm Klimagerechtigkeit!

Text erstellt auf Basis des Fallbeschriebs der Koalition für Konzernverantwortung

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