27. November 2012

Medienmitteilung

Kriminalisierungskampagne nach 78 Selbstverbrennungen in Tibet

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft Chinas Behörden vor, eine Kriminalisierungskampagne gegen Angehörige und Freunde von tibetischen Selbstmördern gestartet zu haben. Tibeter, die Opfern von Selbstverbrennungen nahe standen, werden gezielt eingeschüchtert, diskriminiert oder verhaftet. „Statt nach den Ursachen der Verzweiflungstaten zu suchen, soll das Ausmass der Selbstmordwelle vertuscht werden. Nicht einmal die Trauer der Angehörigen wird respektiert, das ist menschenverachtend“, kritisierte der GfbV-Asienspezialist Ulrich Delius.

Mehrere Tibeter wurden wegen der Weitergabe von Informationen über Selbstverbrennungen inhaftiert oder zu Haftstrafen verurteilt. Kondolierenden Freunden wurde untersagt, Hinterbliebene zu besuchen, oder sie wurden mit der Streichung finanzieller Hilfen eingeschüchtert. Dörfer, in denen sich Tibeter selbst verbrennen, sollen nach nun bekannt gewordenen Dienstanweisungen künftig keine staatliche Unterstützung mehr erhalten. Mehreren Angehörigen wurden hohe Bestechungsgelder angeboten, damit sie in der Öffentlichkeit fälschlicherweise behaupten, die Verstorbene habe aus familiären Gründen den Freitod gesucht. Die Behörden haben für alle Informationen über Selbstverbrennungen Belohnungen ausgesetzt.

Im Osten Tibets fanden die meisten Selbstverbrennungen statt. Dort gibt es ständig Verhaftungen, buddhistische Klöster werden lückenlos überwacht und immer wieder durchsucht. Laut einer Dienstanweisung vom 14. November sollen in der Tibetischen Autonomen Präfektur Malho im Nordwesten der Provinz Qinghai alle Angehörigen tibetischer Selbstmörder drei Jahre lang keine staatlichen Hilfen mehr bekommen.

Verhaftet wurde Anfang November Dhonue, der Ehemann der Tibeterin Dolkar Tso. Sie hatte sich am 7. August das Leben genommen. Dhonue liess sich nicht bestechen und wollte auch nicht öffentlich erklären, sich seine Frau aus familiären Gründen getötet hat. Ein hohes Bestechungsgeld war im Oktober auch den Angehörigen des Selbstmörders Sangay Gatso angeboten worden. Sie sollten behaupten, der Tibeter habe sich nicht aus politischen Gründen umgebracht. Mindestens sechs tibetische Mönche und ein Laie wurden Ende Oktober festgenommen, weil sie Informationen über Selbstverbrennungen weitergegeben haben solle.

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