26. August 2019
Medienmitteilung
Kupfermine in Norwegen: Credit Suisse soll Anliegen der Sami respektieren
In Zürich forderten gestern norwegische Sami zusammen mit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Schweizer Bank auf, sich im Zusammenhang mit zwei umstrittenen Kupferminen in Norwegen von der zuständigen Firma zu distanzieren, bis eine einvernehmliche Lösung mit den betroffenen Sami-Gemeinschaften gefunden wird. Gemäss der Recherche der GfbV verwaltet die Credit Suisse als Nominee Shareholder den zweitgrössten Aktienanteil an der Bergwerksgesellschaft Nussir ASA. Diese plant, mitten im Rentiergebiet der Sami Kupfer abzubauen und die Restmassen im Meer zu entsorgen.
«Die geplanten Minen am Repparfjord in Norwegen wären verheerend für die Rentierzucht und verletzen die Rechte der indigenen Sami», stellt die Sami-Parlamentarierin Silje Karine Muotka klar. Sie und die Präsidentin des Sami-Parlamentes, Aili Keskitalo, sowie zwei Vertreter des Rentierzüchterdistrikts Fiettar befinden sich zurzeit in Zürich, um Gespräche mit der Credit Suisse zu führen. Denn gemäss der Recherche der GfbV hält die Credit Suisse als «Nominee Shareholder» mit 20,6 Prozent den zweitgrössten Aktienanteil an der Bergwerksgesellschaft Nussir ASA für einen oder mehrere unbekannte Investoren. In zwei Minen am Repparfjord soll Kupfer abgebaut werden – dabei würden pro Jahr bis zu zwei Millionen Tonnen Restmassen im Fjord entsorgt.
Das Gebiet dient rentierzüchtenden Sami aber als wichtiges Sommerweide- und Kalbungsgebiet. Sie befürchten, dass die Rentierzucht durch die Minen stark eingeschränkt oder sogar unmöglich gemacht wird. Auch hatten sie während der Planung des Projekts mangelnden Zugang zu wichtigen Informationen und konnten ihre Anliegen kaum einbringen. «Aus unserer Sicht verstösst das Projekt deshalb gegen völkerrechtliche Abkommen und Menschenrechts-Konventionen», sagt GfbV-Kampagnenleiterin Angela Mattli.
Verbindung zur Schweiz
An den gestrigen Gesprächen in Zürich wiesen die Sami-Vertreter auf die Gefahren der Minen für die Kultur und den Lebensunterhalt der betroffenen Sami-Gemeinschaften hin und forderten von der Credit Suisse, im Bankgeschäft die Anliegen indigener Gemeinschaften zu berücksichtigen. «Die Credit Suisse soll ihren Einfluss nutzen und ihre Dienstleistung als Nominee Shareholder im Zusammenhang mit Nussir ASA sistieren, bis mit den betroffenen Sami-Gemeinschaften eine einvernehmliche Lösung gefunden wird», sagte Aili Keskitalo.
Die GfbV unterstützt die Sami bei ihrem Kampf um Mitsprache und Selbstbestimmung. Sie fordert von allen beteiligten Akteuren, sich bei Investitionsprojekten und Aktiengeschäften dem «Free, Prior and Informed Consent» der Uno (FPIC) zu verpflichten. So könnten sie sicherstellen, dass betroffene indigene Gemeinschaften bei Wirtschaftsprojekten mitbestimmen können und ihre Rechte respektiert werden.
Sami zunehmend in Bedrängnis
Gegen die geplanten Kupferminen laufen gegenwärtig rechtliche Verfahren, die sowohl von den betroffenen Rentierzüchtern, vom Sami-Parlament als auch von norwegischen Umweltverbänden getragen werden. Der norwegische Staat anerkennt die Problematik für die Sami, gewichtet aber gegenwärtig den wirtschaftlichen Nutzen höher. So geraten die rentierzüchtenden Sami in Norwegen wegen Wirtschaftsprojekten zunehmend in Bedrängnis. Auch Forstwirtschaft und Klimawandel setzen der Rentierzucht immer mehr zu: Heute gehen nur noch 10 Prozent aller Sami der Rentierzucht nach. Dennoch ist diese neben der Sprache weiterhin ein bedeutender Bestandteil von Selbstverständnis und Identität vieler Sami.
Die Lebensweise, Sprache und Kultur der Sami sind in der norwegischen Verfassung und durch mehrere internationale Abkommen und Konventionen geschützt. Gemäss der ILO-Konvention 169, welche Norwegen als einziges skandinavisches Land ratifiziert hat, und dem internationalen Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung sind die Rechte indigener Völker auf ihr Land zu respektieren, und sie müssen bei Entscheidungen über die Verwaltung des Landes und seiner Ressourcen konsultiert werden.