17. März 2016
Medienmitteilung
Baselworld: GfbV fordert von der Goldraffinerie Metalor die Einhaltung der Sorgfaltspflicht
Auch dieses Jahr öffnet die weltgrösste Uhren- und Schmuckmesse Baselworld ihre Tore. Die Gesellschaft für bedrohte Völker Schweiz (GfbV) nimmt diesen Tag zum Anlass, auf die Kehrseiten der Glanz- und Glamourwelt aufmerksam zu machen. Im GfbV-Bericht «Geschäfte mit illegalem Gold» wies die GfbV bereits im Oktober 2015 darauf hin, dass die Neuenburger Goldraffinerie Metalor dubioses Gold bezogen hat und solches daher auch an die Schweizer Uhren- und Schmuckindustrie verkaufte. Die Raffinerie war bis anhin noch zu keinem Gespräch bereit, weshalb die GfbV sowohl ihren Brief an Metalor als auch die Rolle weiterer Goldraffinerien als Bezügerinnen von schmutzigem Gold aus Peru öffentlich macht.
Mit der Forderung «NO DIRTY GOLD! Verantwortungsvoll kaufen!» und einer Bodypainting-Aktion tritt die GfbV heute an die Besucherinnen und Besucher und die Austellerinnen und Aussteller der Baselworld heran. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben das Recht, die Herkunft des Rohmaterials, aus denen ihre Schmuckstücke hergestellt wurden, zu kennen. Die GfbV erwartet, dass Uhren- und Schmuckunternehmen den Ankauf von Gold, dessen Gewinnung mit Menschenrechtsverletzungen oder mit Umweltverschmutzungen verbunden ist, künftig unterlassen, sich aktiv für die Nachfrage nach fair gewonnenem Gold einsetzen und die Goldherkunft transparent machen.
Der GfbV-Bericht «Geschäfte mit illegalem Gold» deckte auf, dass grosse Mengen Gold, das unter menschenrechtsverletzenden Bedingungen produziert wird – darunter auch illegal gewonnenes Gold – in die Schweiz gelangte. Die Schweizer Goldraffinerien raffinieren rund zwei Drittel des weltweit gehandelten Goldes und spielen damit eine entscheidende Rolle, ob illegales und menschenrechtlich problematisches Gold gehandelt wird. Die Raffinerie Metalor mit Sitz in Neuenburg ist eine der grössten Goldraffinerien der Welt und eine wichtige Abnehmerin von peruanischem Gold. Vor mehr als zwei Jahren konfiszierten die peruanischen Behörden mutmasslich illegal gewonnenes Gold, das an Metalor hätte geliefert werden sollen. Die für Geldwäscherei zuständige Staatsanwältin leitete daher Anfang 2015 ein internationales Rechtshilfebegehren an die Schweiz ein, um mehr über die Geschäfte von Metalor zu erfahren. Christoph Wiedmer, Geschäftsleiter der GfbV, begrüsst das Begehren: «Dies ist ein erfreulicher Schritt in die richtige Richtung. Raffinerien, die Gold aus illegalen, menschenrechtsverletzenden oder umweltschädigenden Quellen beziehen, sollen ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden.»
Offener Brief an Metalor
Metalor verneinte im Dezember 2015 die Anfrage der GfbV nach einem Gespräch und bat die Organisation, Fragen schriftlich einzureichen. Metalor stand in den letzten Jahren von verschiedensten Seiten in der Kritik. Die GfbV verlangt daher von der Raffinerie Gesprächsbereitschaft und die öffentliche Bekenntnis, bestehende Probleme anzugehen. Mit einem offenen Brief gelangt die GfbV heute erneut an den Verwaltungsrat von Metalor. Gemeinsam sollen bei einem Treffen Fragen bezüglich Transparenz und Nachverfolgbarkeit des Goldes sowie die Umsetzung der Sorgfaltspflicht beim Kauf von Gold erörtert werden.
Heute veröffentlicht die GfbV zeitgleich einen Goldbericht, der neben der Rolle der Schweizer auch die einer Italienischen und mehrerer US-amerikanischen Goldraffinerien im Bezug von Gold aus dubioser und illegaler Quelle durchleuchtet.
Denn nur Transparenz in der Lieferkette und die gewissenhafte Umsetzung der Sorgfaltspflicht garantieren in Zukunft der Uhren- und Schmuckindustrie und den Endkonsumentinnen und -konsumenten Gold aus sauberer Quelle.