12. August 2020
Medienmitteilung
Neuer Bericht deckt auf: Schweizer Banken finanzieren den Handel mit umstrittenem Amazonas-Öl mit
Ein neuer Bericht der amerikanischen NGOs Stand.earth und Amazon Watch zeigt auf, welch zentrale Rolle die Schweizer Banken CS und UBS sowie die Genfer Filialen weiterer europäischen Banken beim Handel von Öl aus dem Amazonasgebiet in Ecuador spielen. Dort führt die Ölförderung zu Ölpest, Regenwaldzerstörung, Menschenrechtsverletzungen und Klimaerwärmung. Schweizer NGOs schliessen sich den Forderungen an die Banken an, aus solchen schmutzigen Geschäften auszusteigen, sämtliche Geschäftsbeziehungen klimafreundlich auszurichten und die allgemeinen Menschenrechte sowie insbesondere Indigenenrechte in all ihren Aktivitäten vorbehaltlos zu respektieren.
Ein neuer Bericht, der heute von den amerikanischen Umweltorganisationen Stand.earth und Amazon Watch veröffentlicht wird, beschreibt im Detail, wie europäische und insbesondere Schweizer Banken den Handel mit umstrittenem Öl aus der Amazonasregion in die USA finanzieren. Der Bericht untersucht auch, welche Auswirkungen die von den Banken finanzierte Ölindustrie auf den Amazonas-Regenwald hat: Ölpest, Schäden für indigene Völker und Klimaerwärmung. Besonders betroffen ist eine Region, welche die ecuadorianischen Indigenen als «heilige Quellgebiete» bezeichnen. Die Veröffentlichung des Berichts erfolgt nur eine Woche, nachdem eine Koalition indigener Organisationen in Ecuador eine weltweite Kampagne gestartet und rechtliche Schritte eingeleitet hat, um ein Moratorium für die Rohölförderung aus diesem Gebiet zu erreichen.
Die wichtigsten Banken, die den Ölhandel aus dieser Region finanzieren, sind die Genfer Filiale der ING Belgien, Credit Suisse, UBS und die Genfer Filiale der BNP Paribas, Natixis und die Rabobank. Fast alle der im Bericht zitierten Banken bekennen sich zur Nachhaltigkeit oder haben Selbstverpflichtungen wie die Äquator-Prinzipien unterzeichnet. Vor wenigen Tagen kündigte die Credit Suisse ihre Schlüsselinitiative an, die unter anderem auf die «Verstärkung der Berücksichtigung von Biodiversität» sowie die «Umstellung unseres Firmenkundengeschäfts im Öl- und Gassektor, indem das Engagement in traditionellen Geschäftsfeldern reduziert wird», abzielt. Die Finanzierung des Ölhandels im Amazonasgebiet verstösst eindeutig gegen den Geist solcher Verpflichtungen.
Seit 2009 haben diese Banken und andere private Finanzinstitutionen Handelsfinanzierungen für rund 155 Millionen Barrel Öl aus Ecuador an Raffinerien in den USA für insgesamt 10 Milliarden USD bereitgestellt. Dieses Öl enthielt etwa 66 Millionen Tonnen CO2, was den jährlichen Emissionen von 17 Kohlekraftwerken entspricht.
Mehrere im Bericht genannte Banken äusserten sich zu den im Bericht aufgeworfenen Fragen. Bis heute hat keine Bank ihre Richtlinien aktualisiert. Die Rabobank sagte, sie finanziere den Handel aus der Region der Heiligen Hauptquartiere des Amazonas nicht mehr, aber sie hat sich nicht verpflichtet, ihre Richtlinien zu aktualisieren. UBS und ING Belgien verpflichteten sich, mit Interessenvertretern zusammenzuarbeiten, ohne sich zur Aktualisierung ihrer Richtlinien zu verpflichten. Die Credit Suisse erkannte die Bedeutung der Ergebnisse des Berichts an, sagte aber, dass ihre Richtlinien nur für die Projektfinanzierung gelten.
Die unterzeichnenden Nichtregierungsorganisationen fordern daher, dass die Banken und Finanzinstitute folgende Schritte unternehmen:
- Respektierung der Rechte indigener Völker in allen Bankgeschäften, insbesondere der freien, vorherigen und informierten Zustimmung indigener Gemeinschaften;
- Transparenz über jegliche Handelsfinanzierung und über den physischen Handel mit Rohstoffen;
- Einstellung der Finanzierung der Ölförderung und des Ölhandels aus der gesamten Amazonasregion, bis eine angemessene Sanierung verschmutzter Gebiete erfolgt, das Recht auf Gesundheit der lokalen Gemeinschaften gewährleistet ist und Schutzmassnahmen zur Verhinderung künftiger Ölverschmutzungen getroffen wurden;
- Veröffentlichung eines Ausstiegsplans aus der Finanzierung, Förderung und des Handels mit fossilen Energieträgern.
Die betroffenen Länder sollen sich verpflichten, die Ölförderung nicht mehr auszuweiten und die vorhandenen Bohrlöcher im Einklang mit den indigenen Visionen und den globalen Klimazielen stillzulegen.
Eine Medienmitteilung von Amazon Watch, Breakfree Suisse, Campax, Extinction Rebellion, fossil-free.ch, Gesellschaft für bedrohte Völker, Greenpeace, Incomindios, Klimaallianz und Stand.earth